Buchtipp!

Was hat Inklusion mit einer CKD (Nierenerkrankung) zu tun?

Das BFS definiert «Menschen mit Behinderungen gemäss Gleichstellungsgesetz» als Personen, die ein langwieriges Gesundheitsproblem haben und bei Tätigkeiten des normalen Alltagslebens (stark oder teilweise) eingeschränkt sind. Als Basis dient eine Selbstbeurteilung anhand von zwei Fragen, die den Personen mit einer potenziellen Behinderung gestellt werden.
– «Haben Sie Krankheiten oder gesundheitliche Probleme, die chronisch oder andauernd sind? Darunter werden Krankheiten oder Gesundheitsprobleme verstanden, die mindestens sechs Monate gedauert haben oder voraussichtlich mindestens sechs Monate dauern.»
– «Wie sehr sind Sie seit mindestens sechs Monaten aufgrund eines gesundheitlichen Problems bei gewöhnlichen Aktivitäten im täglichen Leben eingeschränkt ?

Quelle: BFS – Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) © BFS 2020

Ich gehe davon aus, dass viele Nierenpatienten anhand dieser 2 Fragen als “behindert” eingestuft werden. Das nützt nur leider nicht viel, da es zwar Gesetze gibt, die Gleichstellung garantieren, diese müssten aber zuerst in die Tat umgesetzt werden. Die Schweiz hat 2014 die UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-BRK) ratifiziert und in Kraft gesetzt. Die Vertragsstaaten verpflichten sich durch die UN-BRK zu Inklusion. Seither ist nicht viel passiert. Deshalb wurde von verschiedenen Institutionen eine Eidgenössische Initiative lanciert, die folgende Forderungen stellt:

Unterschriftenbögen sowie «Für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Inklusions-Initiative)»
  • Viele Menschen mit Behinderungen sind gezwungen, in Institutionen zu leben. Die Inklusions-Initiative fordert, dass alle Menschen das Recht auf freie Wohnform- und Wohnort haben.
  • Menschen mit Behinderungen werden in vielen Bereichen ausgeschlossen. Dies betrifft beispielsweise Wohnen, Bildung, ÖV, Kultur, Dienstleistungen und Bauten. Die Inklusions-Initiative fordert ein Ende der Diskriminierung.
  • Die Ausübung einer beruflichen oder politischen Tätigkeit ist für viele Menschen mit Behinderungen erschwert. Die Inklusions-Initiative fordert mehr Assistenz, damit Menschen mit Behinderungen vollumfänglich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

Bei meinen Nachforschungen zum Thema bin ich auf Raúl Aguayo-Krauthausen gestossen und habe sein Buch über Inklusion gelesen. Raúl nennt sich selber Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit und genau so kommt das Buch daher. Ich habe nie klarere Gedanken zum Thema Inklusion gelesen, auch wenn dem einen oder anderen die Ideen und Forderungen vielleicht etwas weitgehen.

In drei Abschnitten werden verschiedene Themen beleuchtet und erklärt und es kommen Expert*Innen zu Worte.

Teil I: Inklusion, Ableismus und strukturelle Benachteiligung

Teil II: Ungelöste Fragen der Inklusion

Teil III: Was uns wirklich weiterbringt

Vieles, was ich in dem Buch gelesen habe, war für mich absolutes Neuland, obwohl ich mich seit Jahrzehnten mit Inklusion beschäftige. Für mich war die Lektüre ein Highlight und ich kann sie jedem, der sich für Themen wie Inklusion, Behinderung, Barrierefreiheit interessiert, wärmstens empfehlen.

Über das Buch

Raúl Aguayo-Krauthausen ist der bekannteste Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit – und die lauteste Stimme in Deutschland, wenn es um die Durchsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderung geht. «Betrachten Sie Behinderung einfach als eine Eigenschaft wie die Haarfarbe» ist eine seiner zentralen Botschaften, und er kämpft auf allen Plattformen – analog und digital – für Sichtbarkeit und gegen Diskriminierung. In seinem neuen Buch wirft er grundlegende und oft unangenehme Fragen zur Inklusion in Deutschland auf, bringt seine Leser*innen dazu, sich mit ihrem eigenen Ableismus auseinanderzusetzen, und entwickelt eine Idee davon, wie Inklusion auf allen Ebenen wirklich zu leben ist.

Vita

Raúl Aguayo-Krauthausen, 1980 in Peru geboren, ist in Berlin aufgewachsen. Er sitzt im Rollstuhl und arbeitet als Inklusionsaktivist u.a. für die SOZIALHELD*INNEN, einen gemeinnützigen Verein, den er 2004 selbst gegründet hat. Als studierter Kommunikationswirt und Design Thinker ist er seit über 15 Jahren in der Internet- und Medienwelt aktiv. Er erfand die Wheelmap, eine Karte für rollstuhlgerechte Orte, protestierte vor dem Bundestag für ein gutes Teilhabe- und Gleichstellungsgesetz, erwirkte eine Verfassungsklage gegen die Triage-Regelung und klärt u.a. in Blogartikeln, Fernsehbeiträgen und in seinen Podcasts über Behinderung auf. Seit 2015 moderiert er mit «KRAUTHAUSEN – face to face» seine eigene Talksendung. Für seine Verdienste um die sozialen Belange von behinderten und sozial benachteiligten Menschen wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Raúl Aguayo-Krauthausen (Autor)

 Buch | Softcover | E-Book

2023
Rowohlt Polaris (Verlag)
978-3-499-01029-3 (ISBN)


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert